Blickpunkt Wirtschaft
Fed: Auf dünnem Eis (23.3.2023)
Den Turbulenzen im Bankensektor zum Trotz hat die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben. Die Schockwellen haben dennoch einen Kursschwenk ausgelöst. Eine Zinspause steht kurz bevor.
Kurz & klar
- Beim März-Treffen hat die Fed trotz der Sorgen um die Stabilität des Bankensektors das Leitzinsband um 25 Basispunkte auf 4,75% - 5% angehoben.
- Statt die Zinsprojektionen - wie noch vor einigen Wochen angekündigt – wegen des Inflationsdrucks erneut anzuheben, signalisierte die US-Notenbank eine baldige Zinspause und hat sich damit im Dilemma zwischen hartnäckigem Preisdruck und Stabilitätsrisiken für einen Mittelweg entschieden.
- Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Fed nur noch einen kleineren 25-Basispunkte-Schritt im Mai gehen wird, bevor der Zinsgipfel erreicht wird. Zinssenkungen erwarten wir im ersten Quartal 2024.
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EZB: Alarmiert, aber nicht irritiert (16.3.2023)
Bei ihrem März-Treffen hat die EZB die Leitzinsen wie angekündigt um 50 Basispunkte angehoben – unbeirrt von den jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten. Der Zinsgipfel rückt dennoch näher.
Kurz & klar
- Bei ihrem März-Treffen hat die EZB die Leitzinsen wie angekündigt erneut um 50 Basispunkte angehoben. Von den jüngsten Turbulenzen um die Credit Suisse und das US-Bankensystem hat sich der EZB-Rat damit nicht beirren lassen.
- Die neuen Projektionen des EZB-Stabs zeigen neben schwächerem kurzfristigen Wachstum vor allem eine stärker sinkende Inflation. Allerdings wurden sie vor den Finanzmarktturbulenzen erstellt. Die Unsicherheit ist seither deutlich gestiegen.
- Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die EZB nur noch einen kleineren 25-Basispunkte-Schritt im Mai gehen wird, bevor der Zinsgipfel erreicht wird. Zinssenkungen erwarten wir erst zum Jahresende 2024.
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EZB: Der kurzfristige Kurs ist gesetzt (2.2.2023)
Nach der Ankündigung der Notenbank, nach dem Februar die Leitzinsen auch im März um 50 Basispunkte anheben zu wollen, geht der Blick Richtung Mai. Dann wird die Luft für weitere Schritte dünn.
Kurz & klar
- Bei ihrem Februar-Treffen hat die EZB die Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte angehoben und die Fed (+25 Bp.) damit erstmals im laufenden Zinszyklus übertroffen. Auch für das März-Treffen wurde ein 50-Basispunkte-Schritt fest ins Auge gefasst.
- Der Fahrplan für den schrittweisen Abbau des Anleihe-Kaufprogramm APP wurde konkretisiert: Die EZB versucht wenig überraschend, möglichst marktneutral vorzugehen, mit Ausnahme des Unternehmensanleiheportfolios. Dort sollen „grüne“ Unternehmen bevorzugt werden.
- Wir gehen nach wie vor von einem Niveau des Einlagesatzes von 3% zum Jahresende 2023 aus. Dieses würde im März erreicht. Das Risiko eines weiteren 25-Basispunkte-Schrittes ist allerdings substanziell.
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US-Midterms: Biden v. Trump (8.11.2022)
Die Zwischenwahlen entscheiden indirekt das Schicksal beider Präsidenten. Während die Mehrheit im Senat auf Messers Schneide steht, scheint ein Patt in Washington, D.C. bereits unausweichlich.
Kurz & klar
- Bei den US-Midterm-Elections wird das politische Pendel auch dieses Jahr wieder gen Opposition schwingen. Im Unterhaus sind die Republikaner die klaren Favoriten, während es im Senat zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen kommen wird.
- Mit dem Senat in der Schwebe kristallisieren sich zwei wahrscheinliche Szenarien für das Machtgefüge im US-Kongress bis 2024 heraus. In beiden Fällen droht eine politische Pattsituation zwischen den stark verhärteten Fronten.
- Die Wahl entscheidet auch über die Zukunft Donald Trumps. Das Leugnen der Wahlergebnisse ist unter den Republikanern inzwischen weit verbreitet - auf dem Wahlzettel steht die Integrität der demokratischen Grundordnung.
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Zinsen: Höher für länger (17.10.2022)
Die letzten Wochen waren an den internationalen Kapitalmärkten von starken Renditeanstiegen geprägt. Wir aktualisieren unsere Prognosen für die Notenbanken und die Renditen.
Kurz & klar
- Die Notenbanken sind noch bei Weitem nicht fertig: Hohe Preissteigerungen treiben sowohl Fed als auch EZB zu weiteren großen Zinsschritten. Erst Anfang 2023 dürfte damit Schluss sein.
- Im Zuge unserer angepassten Leitzinsprognosen heben wir unsere Kapitalmarktzinsprognosen an. Für die Rendite 10-jähriger Bunds erwarten wir 2,3% auf Sicht von drei Monaten und 2,0% auf Sicht von zwölf Monaten. Die Bund-Zinskurve wird sich weiter verflachen und im 3M/10J-Vergleich deutlich invers werden.
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Von der Gas- zur Strompreis-Krise (8.9.2022)
Markteingriffe zur Dämpfung der hohen Börsenstrompreise in Europa scheinen beschlossene Sache. Um daraus negative Folgewirkungen zu minimieren, müssen diese gut überlegt sein.
Kurz & klar
- Ein dramatischer Anstieg der Börsenpreise für Strom hat Politik und Wirtschaft gleichermaßen aufgeschreckt. Dieser Preisanstieg ist fast ausschließlich auf die Teuerung von Gas zurückzuführen.
- Das am europäischen Strommarkt gültige Merit-Order-Prinzip sorgt derzeit dafür, dass der Gas-Einkaufspreis den Strompreis bestimmt. Greift die Politik nicht ein, droht eine tiefe Rezession in Deutschland.
- Eine Adjustierung der Merit-Order könnte die absehbar exorbitant starken Strompreisanstiege abmildern, bedarf aber eines EU-weiten Vorgehens und einer genauen Analyse möglicher Kollateralschäden.
- Wir favorisieren den Vorschlag der Adjustierung der Vergütung für Nicht-Gas-Anbieter auf den zweitteuersten Energieträger.
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