Kai, durch die geopolitischen Spannungen beobachten wir hohe Volatilitäten an den Energiemärkten. Wo stehen wir heute bei der Entwicklung des CO2-Markts?
Bis Herbst 2021 war der CO2-Markt zunächst in einer Seitwärtsbewegung. Seitdem war der Markt durch unterschiedliche Einflüsse, wie z.B. Energieknappheit und mögliche politische Interventionen sehr volatil. Schwankende Preise beim Dezember 2022-Kontrakt waren die Folge. Mit Beginn der Invasion russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 brach der CO2-Markt ein. Investoren reduzierten Positionen, die Emissionsberechtigungen – auch European Allowances oder kurz EUA genannt - und der entsprechende Markt dafür korrelierten zu den Aktienmärkten und der Markt fiel bis auf 58,30 Euro / Tonne im Dezember 2022-Kontrakt. Somit entkoppelte sich der EUA-Markt von den Gas- und Stromnotierungen und verlor deutlich im Verhältnis zum Commodity-Umfeld. Die stark steigenden Energiepreise führten zur Reduktion in der Produktion und in den Verbräuchen. Ab dem 7. März gewannen die EUA-Notierungen an Stärke zurück und auch diese Kursbewegung verlief analog zum Aktienmarkt. Investoren stiegen wieder ein und ein Optionstermin gegen Ende März mit Call Optionen um die Marke von 80 Euro / Tonne beflügelten die Notierungen. Aktuell bewegen wir uns bei rund um 80 Euro / Tonne und befinden uns erneut in einer Seitwärtsbewegung. Dabei lautet die eigentliche Frage bei der CO2-Preisentwicklung: Wer wird das Tauziehen im Jahr 2022 gewinnen? Die auf Grund der hohen Energiekosten geringere Industrienachfrage oder die höheren Stromemissionen ausgelöst durch geringere Kernenergie und erhöhte Kohleproduktion? Klar abzusehen ist, dass die rasanten Preisentwicklungen für neue Themenfelder bei den Marktteilnehmern im gesamten Energieumfeld sorgen werden.
Die hohen Volatilitäten der Energiepreise bringen neue Herausforderungen für die Liquiditäts-Disposition mit sich. Wie können Unternehmen diese beherrschbar machen?
Zum einen sorgt ein starker Anstieg der Initial-Margin-Kosten an den Börsen für zusätzliche Cash-Bindung bei Unternehmen, die in diesem Marktumfeld aktiv sind. Zusätzlich sorgen die steigenden Zinsen für erhöhte Refinanzierungskosten. Die Margin-Belastung an den Börsen kann reduziert werden, indem CO2-Börsenpositionen in bilaterale Positionen umgewandelt werden. Zum anderen kann Liquidität freigesetzt werden, in dem CO2-Bestandsgeschäfte durch eine Early Termination frühzeitig geschlossen werden und der positive Marktwert realisiert wird. Der positive Mark to Market-Gewinn wird in Cash an den Kunden ausgezahlt. Im gleichen Schritt wird ein identisches CO2-Geschäft zu aktuellen Marktpreisen abgeschlossen, um die Lieferkette zu gewährleisten.
Kai, der CO2-Markt bietet doch aber auch weitere Chancen um beispielsweise negative Zinsen zu vermeiden?
Anhand der ansteigenden CO2-Terminpreiskurve, kann Liquidität zu attraktiven Konditionen angelegt werden. Hierbei besteht kein Marktpreisrisiko, da beim Kauf, die Spotzertifikate von der BayernLB an den Kunden übertragen werden und der entsprechende Gegenwert dem Kunden in Rechnung gestellt wird. Beim zeitgleichen Verkauf der CO2-Zertifikate auf den Wunschtermin werden die Abschlusspreise zu Marktkonditionen fixiert. Am gewählten Termintag werden die CO2-Zerifiktate vom Kunden zurück an die BayernLB transferiert und der Anlagebetrag wird zuzüglich der Rendite an den Kunden ausbezahlt. Sprechen Sie uns an! Wir stehen bei allen Fragen rund um den CO2-Markt gerne zur Verfügung und beraten gerne.