Webasto – Wandel als Chance erkannt

Der Automobilzulieferer mit Sitz im bayerischen Stockdorf hat schon früh auf Elektromobilität gesetzt. Daher blickt die Gruppe zuversichtlich in eine Zukunft, die die Branche nachhaltig verändern wird.

Webasto Group: Wandel als Chance sehen

Das Gefühl von Freiheit, das uns ein Schiebedach vermittelt oder die wärmende Standheizung an einem kalten Wintertag: Es sind die Details, die Komfort im Fahrzeug bringen und viele nicht mehr missen möchten. Die Automobilhersteller haben das verstanden – und arbeiten mit Zulieferern zusammen, die für höchste Qualität stehen. Als solcher hat sich die Webasto Gruppe über lange Jahre etabliert: Das Unternehmen mit Firmensitz in Stockdorf bei München gehört zu den 100 größten Automotive Suppliern weltweit und beschäftigt heute an über 50 Standorten rund 15.700 Mitarbeitende. Im Geschäftsjahr 2021 erzielte das Unternehmen mit Dach-, Heiz- und Kühlsystemen sowie Batterien und Ladelösungen einen Umsatz von rund 3,7 Milliarden Euro. Die Kunden der Webasto Group sind Hersteller von Personenkraftwagen, kleinen bis schweren Nutzfahrzeugen, Spezialfahrzeugen, Bussen, Reisemobilen und Booten.

Bescheidene Anfänge

Dabei begann die Firmengeschichte im Jahr 1901 ganz bescheiden: Als „Eßlinger Draht- und Eisenwarenfabrik“ gründete Wilhelm Baier im württembergischen Esslingen am Neckar das Familienunternehmen. Lange hielt es ihn aber nicht im Schwäbischen und schon 1908 verlegte er den Sitz nach Stockdorf bei München, wo die Wasserkraft der Würm für die Produktion genutzt werden konnte. Dort entstand auch der Firmenname Webasto – ein Akronym aus Wilhelm Baier Stockdorf. Das Familienunternehmen war in den ersten Jahren auf die Herstellung von Metallteilen, Haushaltsgeräten und Sämaschinen spezialisiert. Schon bald konzentrierte sich Webasto auf Zulieferteile für die boomende Fahrradbranche: Schutzbleche, Gepäckträger und Lenker.

Früh zeigte sich der Weitblick der Gründerfamilie: Sie entschied Anfang der 1930er Jahre auf das damals neuartige Automobil zu setzen. 1932 baute Webasto das erste Faltdach für Daimler-Benz, 1935 entwickelte das Unternehmen erste Heizungen für Busse und Pkw – und etablierte sich schnell bei Daimler-Benz und BMW als Lieferant.

Für CFO Arne Kolfenbach gehören Entscheidungen wie diese zur Erfolgsgeschichte des Unternehmens: „Pioniergeist ist ein wichtiger Teil unserer DNA. Seit mehr als einem Jahrhundert beweist Webasto den Mut, sich weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch, dass wir Trendthemen in der Fortbewegung identifizieren und besetzen“, so Kolfenbach. Jüngster Beweis dafür: Webasto hat früh erkannt, dass die Automobilbranche umdenken muss – und auf Lösungen für die E-Mobilität zur Reduzierung von CO2 gesetzt.

Langfristiges Bekenntnis zum Stammsitz Stockdorf: Das 2018 eröffnete Verwaltungs- und Entwicklungszentrum des Automobilitätszulieferers.

Wandel als Chance

Den Wandel sieht das Unternehmen als Chance und will die Mobilität der Zukunft aktiv mitgestalten: „Wir wollen mit Konzepten und Systemen einen Beitrag zur klimaneutralen Fortbewegung leisten und die Entwicklung des autonomen Fahrens unterstützen.“

Für den langfristigen Erfolg setzt der Zulieferer deshalb auf eine Doppelstrategie aus „Strengthening“ und „Participating“. Was dahinter steckt, erläutert Arne Kolfenbach so: „Einerseits stärken wir konsequent unsere bestehenden Kerngeschäftsfelder und entwickeln sie entsprechend der aktuellen Mobilitätstrends weiter. Zum anderen bauen wir neue Geschäftsfelder aus, die zu unserem Kompetenz-Profil passen. Der Fokus liegt dabei auf Produkten und Lösungen für die Elektromobilität.“

Dachsysteme gehören seit den 1930ern zum Kerngeschäft: Schiebe-, Panorama-, Falt- und Solardächer sind Bestandteil des breiten Produktportfolios.

Früh auf nachhaltige Mobilität gesetzt

2016 ist das Unternehmen genau dort eingestiegen: „Wir bieten unter anderem Batteriesysteme, innovative Hochvoltheizer und Ladelösungen und konnten uns in dem dynamischen Markt rasch etablieren. Auch die Entwicklung unserer Dachsysteme richten wir immer stärker auf Elektro- und Hybridfahrzeuge aus. Mit innovativen Ansätzen lässt sich der Innenraum im Fahrzeug optimal nutzen“, erklärt Arne Kolfenbach. Außerdem kommen in unseren Dachsystemen verstärkt Leichtbaumaterialien zu Einsatz, die das Gesamtgewicht des Fahrzeugs reduzieren. Das hilft, die Emissionen zu verringern. Mit dem Webasto Solardach kann zudem Sonnenenergie direkt für die Mobilität genutzt werden.

Klar ist jedoch auch: Die Transformation zur vollelektrischen Mobilität braucht Zeit. In der Übergangsphase spielen fossile Kraftstoffe weiterhin eine Rolle. Die klassische Standheizung, für die Webasto bei Verbrauchern weltbekannt ist, stellt hier eine wichtige Brückentechnologie dar. Diese sind bereits auf den Betrieb mit CO2-neutralen Kraftstoffen wie Bioethanol vorbereitet.

Innovativ und leistungsstark: Das Portfolio an Lösungen für die Elektromobilität - darunter auch Ladelösungen und Batteriesysteme.

Nachhaltigkeit – auch vor der eigenen Haustür

Verantwortung für die Zukunft übernehmen – das ist in den Unternehmenswerten von Webasto fest verankert. Nicht nur, wenn es um klimaneutrale Mobilität geht, sondern auch im Alltag aller Mitarbeitenden: „An unseren Standorten agieren wir nachhaltig und ressourcenschonend. Beispielsweise werden alle deutschen Standorte zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wasserkraft versorgt“, betont Kolfenbach. Und: Unter dem Motto „Nachhaltig mobil in eine gute Zukunft“ unterstützt die Webasto Foundation gemeinsam mit dem Unternehmen Nachhaltigkeit in den Bereichen Soziales, Gesundheit und Bildung sowie Umwelt und Innovation.

Mehrwert für die Mobilität der Zukunft: Hochvoltheizer für Elektro- und Hybridfahrzeuge.

Immer nah am Kunden

Ein Grundprinzip und Erfolgsfaktor des Unternehmens ist es, „im Markt für den Markt“ zu produzieren – mit einem hohen Anteil an lokalen Zulieferern. Webasto ist mit mehr als 50 Standorten, davon über 30 Produktionsstätten, weltweit auf allen wichtigen Automobilmärkten vertreten. „Wir beziehen die überwiegende Mehrheit der Rohstoffe und Zulieferteile für unsere Produktionsstandorte für die Region aus der jeweiligen Region. Dieses Grundprinzip macht uns auch weniger anfällig für Störungen der globalen Lieferketten, auch wenn die aktuellen Krisen zeigen, dass die gesamte Branche international sehr eng verzahnt ist – und wir sind Teil davon“, so Kolfenbach. Dieser Ansatz ist wohl mit ein Grund, warum die Partnerschaft mit der BayernLB schon so lange und reibungslos funktioniert: "Auch wir schätzen schnelle Entscheidungen und kurze Wege."

International agieren

Webasto hat früh auf Internationalisierung gesetzt und ist bereits in den 1970ern in die USA und auch nach Japan gegangen. „Uns ist es wichtig, weltweit nah bei unseren Kunden zu sein, deshalb haben wir ein weltweites Netz an Standorten aufgebaut“, sagt Kolfenbach.

2001 startete Webasto sein Geschäft in China. Inzwischen ist das Unternehmen mit elf Standorten vertreten und erzielt dort mehr als ein Drittel seines Gruppenumsatzes. Wie sich Webasto in diesem hart umkämpften Markt behaupten konnte? Arne Kolfenbach ist überzeugt: „Attraktive Produkte, eine eigene Herstellung vor Ort, lokale Lieferanten und der enge Kontakt zu internationalen sowie lokalen Automobilherstellern waren die Voraussetzungen dafür, uns zu etablieren und vom Wachstum des chinesischen Fahrzeugmarkts zu profitieren.“

Übrigens: Heute arbeiten bei Webasto Menschen aus rund 40 Ländern in Projekten eng zusammen. Das funktioniert dank einer Unternehmenskultur, die von respektvollem Umgang, transparenter Kommunikation, offenem Austausch und gemeinsamen Werten geprägt ist.

Bis heute Familienunternehmen

Eine wichtige Rolle spielt dabei sicher, dass Webasto noch immer in Familienbesitz ist. Nicht die schnelle Gewinnmaximierung steht im Mittelpunkt, sondern ökonomisch Wirtschaften mit Weitblick und Kontinuität: „Unsere Eigentümerstruktur ermöglicht es uns, Strategien nachhaltig zu verfolgen – unabhängig von kurzfristigen Dividenden-Erwartungen von Aktionären. Die Eigentümerfamilien unterstützen die langfristige Ausrichtung des Unternehmens. So sind auch antizyklische Investitionen unter schwierigeren Rahmenbedingungen möglich, wenn sie der Zukunftssicherung dienen“, sagt der Webasto CFO.

Passend dazu versteht es Webasto als Teil seiner gesellschaftlichen Verantwortung, junge Menschen auszubilden: „Nur mit qualifizierten und engagierten Kolleginnen und Kollegen können wir die Mobilität von morgen erfolgreich mitgestalten. Deshalb engagieren wir uns auch stark im Bereich Ausbildung “, erläutert Kolfenbach. Das Unternehmen bietet viele Wege, ins Berufsleben einzusteigen, sei es über Praktika, eine duale Ausbildung oder ein duales Studium – 2021 sind allein in Deutschland mehr als 60 Auszubildende im Unternehmen gestartet.

Stark durch die Krise

Corona-Pandemie, Klimawandel, Krieg in der Ukraine – die jüngste Vergangenheit ist überschattet von großen Krisen. Wie geht Webasto damit um – auch vor dem Hintergrund, dass die Automobilindustrie seit Jahren mit Nachfrageschwankungen, Handelsstreits und steigendem Kostendruck konfrontiert ist? „Durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg ist die Steuerung weltweiter Produktions- und Lieferketten noch komplexer geworden“, erklärt Kolfenbach. „Auch Webasto ist Teil von Lieferketten großer Automobilhersteller und wenn es dort zu Engpässen kommt, wirkt sich dies auch direkt auf uns aus.“

Für ein aktives Krisenmanagement hat das Unternehmen daher verschiedene Taskforces installiert, in denen Experten und Expertinnen mögliche Auswirkungen auf Webasto konstant beobachten, die aktuelle Lage beurteilen und im Austausch mit Kunden und Lieferanten geeignete Maßnahmen koordinieren.

Seit 2020 im Vorstand und Chief Financial Officer der Webasto SE: Arne Kolfenbach.

Ein Blick in die Zukunft

CFO Arne Kolfenbach ist sich sicher: „Die Automobilindustrie ist eine einflussreiche Branche, die die deutsche Wirtschaft wie keine zweite geprägt hat. Webasto hat starke Wurzeln in Deutschland, ist aber Innovations- und Produktionspartner der globalen Automobilindustrie.“ Deshalb sieht er den Veränderungen, die jetzt anstehen, optimistisch entgegen: „Zu unseren Kunden zählen etablierte, aber auch neue Fahrzeughersteller, und wir wissen um ihre Herausforderungen und Bedürfnisse in der Transformation. Mit unserer hohen Entwicklungskompetenz und unserem umfangreichen Elektronik-Know-how sind wir dafür bestens gerüstet.“ Zudem beherrscht Webasto das globale Fertigungs- und Supply-Chain-Management in der Automobilindustrie und ist erfahren im globalen Projektmanagement – auch unter erschwerten Rahmenbedingungen.

Im April 2022 hat sich auch das Vorstandsteam mit Dr. Silke Maurer als COO und Marcel Bartling als CTO neu aufgestellt. „Wir erwarten eine stärkere Fokussierung und viele neue Impulse, mit denen wir die langfristige Weiterentwicklung erfolgreich gestalten werden. Neben der Nachhaltigkeit wird autonomes Fahren eine große Rolle spielen – und auch dafür bieten wir unseren Kunden innovative Lösungen“, resümiert Arne Kolfenbach.

Auch die BayernLB als langjähriger, vertrauensvoller Partner freut sich auf die Zukunft an der Seite von Webasto. Wir fühlen uns geehrt, dass Dr. Holger Engelmann, Vorsitzender des Vorstands, bei unserem Corporates Day am 30. Juni 2022 eine Keynote über die „Transformation in Zeiten der Unsicherheit“ hielt.

Mehr dazu unter BayernLB Corporates Day